Nachruf auf Dr. Peter Muser * 05.03.1927 in Karlsruhe † 18.06.2025 in Karlsruhe
Es war im Frühjahr 1981, als ein junger Tierarzt namens Bernhard Hofschulte nach dem Studium an der TiHo Hannover am Schlachthof Karlsruhe seine Stelle antrat. Seine schriftliche Anfrage beim Fachvertreter für Geschichte der Veterinärmedizin in Hannover, Prof. Dr. Ernst-Heinrich Lochmann, ob er bei ihm eine Doktorarbeit über die Geschichte des Schlacht- und Viehhofes Karlsruhe schreiben könne, schlossen sich etliche Telefonate an, um etwas über die Person dieses potentiellen Doktoranden zu erfahren. Um es kurz zu machen: Es waren letztlich die Offenheit und Empfehlung Musers, – der mich zu diesem Zeitpunkt nur dem Namen nach kannte, – dem ich meine Promotion verdanke und der mich bei meinem ersten Besuch an seiner Dienststelle mit den Worten fröhlich begrüßte: „Treten Sie ein, Herr Kollege!“ Dr. Muser stellte mir seine umfangreiche Handbibliothek zur Verfügung und hatte auch anderweitig viele nützliche Tipps für mich. Bei einem der „Literaturbesuche“ sagte er: „Heute nachmittag ist in der Dienststelle eine Geburtstagsfeier. Darf ich Sie einladen?“ „Wer hat denn Geburtstag?“ „Mit dem Sie sprechen.“ An diesem Nachmittag lernte ich auch seine Frau Isolde kennen.
Freundlich, fröhlich, hilfsbereit, – das war Dr. Peter Muser.
Geboren am 5. März 1927 in Karlsruhe, kurz vor Kriegsende noch einberufen zur Wehrmacht (in die „Armee Wenck“, dem letzten Aufgebot Hitlers), in britische Kriegsgefangenschaft geraten, studierte Muser an der Tierärztlichen Fakultät der LMU München Tiermedizin und wurde dort im Juli 1954 zum Dr. med. vet. promoviert. Der Titel seiner Dissertation lautete „Versuche über die Einwirkung von Kupfersulfat auf Süßwasserschnecken und -muscheln“. Nach verschiedenen tierärztlichen Tätigkeiten, insbesondere einer langjährigen Tätigkeit als Amtstierarzt, wurde er 1966 zum Vorstand des Badischen Viehversicherungsverbandes in Karlsruhe bestellt. Sein Amtsvorgänger, ein Veterinäroffizier alter Schule, kommandierte diese Dienststelle wie eine Militäreinheit. Unter Musers Leitung entstand dort ein offenes, freundliches, fast herzliches Betriebsklima. Weil die Landesregierung Baden-Württemberg gewillt war, den Viehversicherungsverband aufzulösen, wurde nach der Pensionierung von Dr. Muser seine Stelle nicht neu besetzt. Stattdessen fiel ihm die undankbare Aufgabe zu, den Verband, den er jahrzehntelang mit Herzblut geleitet hatte, bis zum 30. November 1994 abzuwickeln.
Vielseitig interessiert, trat Peter Muser am 13. März 1961 der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft eV bei und blieb Mitglied bis wenige Monate vor seinem Tod. Er fühlte sich von Anfang an und zeit Lebens der DVG-Fachgruppe ´Geschichte der Veterinärmedizin´ als sog. Hauptfachgruppe zugehörig, als Nebenfachgruppe wählte er die ´Reproduktionsmedizin´. Wenige Jahre später fand er auch den Weg in die „Welt-Gesellschaft für Geschichte der Veterinärmedizin“ (WAHVM), die 1969 aus der DVG-Fachgruppe ´Geschichte der Veterinärmedizin´ hervorgegangen war. Der Welt-Gesellschaft gehörte er bis zu deren Umgestaltung in eine Dachgesellschaft nationaler Vereinigungen im Jahr 1993 an.
In seinem ersten historischen Vortrag vor internationalem Publikum 1972 in Wien referierte Muser über “Die Staatliche Rinderversicherung im früheren Großherzogtum Baden, ein erster Versuch, die Frage der Viehversicherung öffentlich-rechtlich zu lösen“. Weitere Referate folgten u. a. in Pula 1984 über „Die Bekämpfung und Tilgung der Rindertuberkulose in Baden“ oder beim gemeinsam mit Hofschulte organisisierten 24. Symposion in Karlsruhe 1990 „Ein Rückblick auf die Entwicklung der badischen Veterinärverwaltung bis zu deren Aufgehen im Bundesland Baden-Württemberg 1952“.
Im Jahr 1994 wurde die „Sektion Bundesrepublik Deutschland“ der Welt-Gesellschaft aus rein fiskalischen Gründen umgewandelt und umbenannt in „Gesellschaft der Freunde und Förderer der Geschichte der Veterinärmedizin“. Ohne zu zögern stellte sich Muser dieser Gesellschaft als Zweiter Vorsitzender zur Verfügung und bekleidete dieses Ehrenamt bis zu ihrer Auflösung im Jahr 2001.
1997 musste Muser seine Frau Isolde beerdigen, nachdem ein halbes Jahr vorher bei ihr ein unheilbares Karzinom diagnostiziert worden war. Ein schwerer Gang, bei dem ihm die gemeinsamen drei Kinder, darunter eine Tierärztin, zur Seite standen. Er selbst blieb lange Jahre bei erstaunlicher bis beneidenswerter Gesundheit. In seinen letzten Jahren machten sich aber auch bei ihm die Beschwerden des Alters bemerklich, seine letzten eineinhalb Lebensjahre sahen ihn betreuungsbedürftig im Pflegeheim.
Veterinärdirektor a. D. Dr. Peter Muser starb am 18. Juni 2025 in Karlsruhe. In unserem Gedächtnis lebt er weiter – freundlich, fröhlich, hilfsbereit.
Dr. Bernhard Hofschulte
Univ.-Prof. (i. R.) Dr. Dr. Johann Schäffer