Rückblick
Mit der Darbietung von 24 Vorträgen und 5 Postern war das wissenschaftliche Programm der 20. Jahrestagung der DVG-Fachgruppe „Geschichte der Veterinärmedizin“ bis zur letzten Minute gefüllt. Teilnehmer/innen aus sechs Ländern stellten am 15. und 16. November 2019 im ECC Berlin ihre Forschungsergebnisse zum Thema„Zukunft braucht Vergangenheit – Die Bedeutung der Geschichtsforschung für die Tiermedizin“sowie zu frei wählbaren Themen vor. Der mit rund 2500 registrierten Besuchern größte DVG-Vet-Congress bot der Fachgruppe „Geschichte“ auch heuer wieder ein eindrucksvolles Ambiente.
Der Tenor der Tagung„Alles auf dieser Welt hat eine historische Perspektive“stieß bei Kolleginnen und Kollegen aller tierärztlicher Disziplinen auf nachdenkliche Resonanz. Es wird zwar erkannt, aber weiterhin nichts unternommen, dass mit dem Verlust historischer Forschungseinrichtungen dem Fächerkanon der Tiermedizin als Teilgebiet der Mensch-Tier-Beziehung und damit der Kulturwissenschaften jegliche Möglichkeit der Selbstreflexion als kreative Basis für das Verständnis der Gegenwart und die Gestaltung der Zukunft abhandenkommt. Auch an der TiHo Hannover ist dies nun bittere Realität, das Fachgebiet Geschichte seit 1. Oktober 2019 ohne Leitung (vgl. Deutsches Tierärzteblatt, Gasteditorial 67/2, 2019).
Der Einführungsvortrag ging unter dem Titel[nbsp]„Mut zur Geschichte“auf die Entwicklung und Zukunft des Wissenschaftsfaches „Geschichte der Veterinärmedizin“ in Deutschland ein und erinnerte daran, dass das weltweit erste Symposion über Geschichte der Tiermedizin 1964 an der TiHo Hannover stattfand, organisiert von der 1953 gegründeten DVG-Fachgruppe „Geschichte der Veterinärmedizin“. Auf dem 6. Symposion der Fachgruppe wurde 1969 die World Association for the History of Veterinary Medicine gegründet, über deren 50-jährige Geschichte anschließend Peter Koolmees aus Utrecht berichtete.
Bereits die an dieser Stelle veröffentlichten Abstracts der Referate und Poster können zeigen, welche Vielfalt an Aspekten die Veterinärhistoriographie für das (Selbst)Verständnis der Tiermedizin und ihrer Disziplinen, aber auch ihrer Fachgesellschaften und Berufsverbände beitragen kann. Hier nur einige der Vortragsthemen: Einfluss von Flucht und Migration auf die Tierärzteschaft in Deutschland; Einrichtung einer Datenbank „Jüdische Tierärzte und Studierende in der NS-Zeit“; Rückbesinnung auf DDR-Zeiten aus tierärztlicher Sicht; Bedeutung der Geschichte für die Zukunft der veterinärmedizinischen Phytotherapie; Das 3R-Konzept und die Professionalisierung des Tierschutzbeauftragten … Der Tagungsband mit den redigierten Volltexten der Beiträge wird im Frühjahr 2020 und wie gewohnt im Verlag der DVG Service GmbH erscheinen.